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Costa Rica will bis 2050 fossile Brennstoffe beseitigen

28. April 2019

Costa Rica, mit gerade mal fünf Millionen Einwohnern, will der Welt zeigen, dass ein kleines Land bei einem großen Problem eine Führungsrolle einnehmen und die Gesundheit und das Wohlbefinden auf unserem Planeten verbessern kann.

Wie? Beseitigung von fossilen Brennstoffen bis 2050. Wer steckt dahinter? Eine 38-jährige Stadtplanerin namens Claudia Dobles, die zufällig auch die First Lady des Landes ist.

Ein ehrgeiziges Ziel. Strom stammt bereits weitgehend aus erneuerbaren Quellen – hauptsächlich aus Wasserkraft, aber auch aus Wind-, Sonnen- und Geothermie. Das Land hat seine Waldfläche in den letzten 30 Jahren nach jahrzehntelanger Abholzung verdoppelt, so dass jetzt die Hälfte der Landfläche mit Bäumen bedeckt ist.

„Wenn wir es nicht bis 2050 schaffen können, wird es wahrscheinlich kein anderes Land schaffen“, sagt Francisco Alpízar, Ökonom im CATIE (Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza) in Turrialba.

Die größte Quelle für Treibhausgasemissionen in Costa Rica ist der Straßenverkehr. Die Autos sind im Schnitt 17 Jahre alt. Der morgendliche Verkehr in der Metropolregion San José schleicht bei unter 15 Kilometern pro Stunde durch die überlasteten Straßen, wenn er überhaupt schleicht. Die Nachmittage sind teilweise noch chaotischer.

Der „Plano de Descarbonización 2019-2050“, offiziell vorgestellt am 24. Februar 2019 vom Präsidenten Carlos Alvarado, sieht vor:

• 2035 sollen ein Drittel aller Busse elektrisch fahren

• Landesweite Installation von Ladestationen

• 2050 sollen fast alle Autos und Busse auf den Straßen elektrisch fahren

Neben dem Straßenverkehr machen vor allem die Landwirtschaft und der Müll den größten Anteil der Emissionen in Costa Rica aus.

Um Emissionen aus Mülldeponien einzudämmen, sollen neue Abfallbehandlungs-, Recycling- und Kompostierungsanlagen entstehen, die heute so gut wie nicht vorhanden sind.

Auch die Ananas- und Bananenzüchter des Landes müssten die Emissionen reduzieren. Und die Viehzüchter dürften weniger Land beanspruchen.

Doch Costa Ricaner lieben Fleisch. Als er gefragt wurde, ob er vegan werden würde, lachte Präsident Alvarado: „Das wird nicht passieren“.

Sind die grünen Ambitionen Costa Ricas bezahlbar? Nach ersten Schätzungen dürfte der Preis allein in den nächsten elf Jahren bei 6.5 Milliarden US-Dollar liegen. Eine riesige Summe für das kleine Land. Denn die Steuererhebung ist schlecht, mächtige Industrien sind steuerbefreit und die Schulden der Regierungen sind in die Höhe geschnellt. Ein wachsendes Defizit veranlasste Ratingagenturen kürzlich, die Kreditwürdigkeit Costa Ricas herabzusetzen. Eine Steuerreform, die Präsident Alvarado letztes Jahr durchgesetzt hatte, führte zu massiven Demonstrationen und einem monatelangen Streik der Lehrer.

Dennoch, Claudia Dobles lässt nicht locker. Sie will ein „Gefühl der Negativität und des Chaos“ angesichts der globalen Erwärmung bekämpfen, „wir müssen anfangen, Antworten zu geben“.

Antworten brauchen aber auch die Busbesitzer, wenn sie ihre Flotten elektrisieren müssen. Gibt die Regierung ihnen finanzielle Anreize? Oder müssen die Passagiere höhere Preise bezahlen?

Autoimporteure wollen, dass die Regierung gegen den Import von Gebrauchtwagen durchgreift. Der größte Importeur, Javier Quirós (Purdy Motor), sagte, bei einem solch ehrgeizigen Plan solle das Land doch bitte das Verbot von Ölbohrungen überdenken.

Weniger Autos bedeutet weniger Geld für die Regierung, denn die Steuern im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen, einschließlich Neuwagen, machen laut Umwelt- und Energieministerium mehr als 20 Prozent der öffentlichen Einnahmen aus.

Claudia Dobles schlägt höhere Steuern für „Benzinfresser“ vor. Sie ist sicher, dass sich die Gewohnheiten ändern werden.

Als Kind hat sie eine Stunde mit dem Bus von und zur Schule gebraucht. Die meiste Geselligkeit fand zu Hause statt, gelegentlich in einem Einkaufszentrum. Sie durfte fast nie nach draußen gehen, es sei denn zu Verwandten auf dem Land. Das Studium in Paris war autofrei.

Sie möchte, dass ihre Landsleute sehen, dass es nicht nur um Emissionen geht, sondern auch um Lebensqualität. Dazu müsse der Großraum San José umgestaltet werden. Mehr Wohnungen, mehr Geschäfte, mehr Bürgersteige, mehr öffentliche Räume für die Geselligkeit. Und schnelle, moderne öffentliche Verkehrsmittel.

Aber – wenn alle Menschen auf der Welt dekarbonisieren würden, wäre das ein großes Problem für Costa Rica. Denn die meisten der über drei Millionen Touristen, die im letzten Jahr ins Land kamen, sind geflogen und haben einen riesigen CO2-Fußabdruck hinterlassen.

 

Costa Rica will bis 2050 fossile Brennstoffe beseitigen

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