Wer in Costa Rica einen Kredit für ein 150.000 Dollar Haus möchte, der muß der Bank nachweisen, daß er mindestens zwei Millionen Colones (3470 Dollar) im Monat verdient. Wenn diese Hürde überwunden ist, prüft die Bank, wie hoch die (Kreditkarten-) Schulden sind. Die meisten Banken gewähren nur dann einen Kredit, wenn die Gesamtschulden 30 Prozent des Netto-Haushaltseinkommen nicht übersteigen. Außerdem müssen in der Regel zwischen 10 und 20 Prozent angespart sein.
Gehalt in Dollar oder Colones
Bei Einkommen in Dollar gewähren Banken bis zu ein Prozent niedrigere Zinssätze. So bietet beispielsweise die Banco de Costa Rica (BCR) Dollar-Verdienern einen Zinssatz von 7% für die ersten beiden Jahre, während Arbeitnehmer, deren Gehalt in Colones ist, 8% Zinsen zahlen müssen.
Wie sieht die Realität aus?
Der Großteil der Bevölkerung in Costa Rica muß mit weit weniger als zwei Millionen Colones im Monat auskommen. 65% der Menschen in Costa Rica leben in Haushalten mit einem Einkommen von 200.000 bis 730.000 Colones (rund 350 bis 1250 Dollar). Hinzu kommt, daß eine Sparkultur in der costarikanischen Gesellschaft so gut wie nicht existiert.
Im Schnitt steht jeder Costa Ricaner (ab 18 Jahren) mit rund 3000 Dollar in der Kreide, eine Steigerung von 70 Prozent gegenüber 2012 (1750 Dollar). Die Gesamt-Verschuldung für Komsumkredite stieg im gleichen Zeitraum von 556 Millionen auf über eine Milliarde Dollar.
Beispiel
Der Käufer einer 150.000 Dollar Wohnung in Costa Rica zahlt in der Regel 20 Prozent (30.000 Dollar) an. Dazu kommen Abschlußkosten von zirka 7.500 Dollar. Das bedeutet, eine Person oder eine Familie muß mindestens 37.500 Dollar angespart haben, um diese Wohnung zu kaufen.
Dem steht ein durchschnittliches Netto-Einkommen von 772 Dollar gegenüber. Verständlich, daß es für viele Costa Ricaner schwierig ist Eigentum zu erwerben, zumal zusätzlich zum Wohngeld und zu den Kosten für die Versicherung auch noch das Auto, die Wohnungseinrichtung, der Kindergarten und eventuell die Privatschule bezahlt (meistens finanziert) werden müssen.
Wohnangebote
Auf der Immobilienmesse ExpoVivienda im Februar dieses Jahres wurden 20 Häuser in der Preisklasse von 75.000 bis 100.000 Dollar angeboten, weitere 60 Häuser zwischen 100.000 und 150.000 Dollar sowie 37 Projekte zwischen 150.000 und 200.000 Dollar.
Standorte
Die niedrigsten Preise für vertikale Wohnungen sind im Süden von San Jose und in La Guácima de Alajuela zu finden, mit Durchschnittspreisen von 104.146 und 113.625 Dollar.
Immobilien in horizontaler Lage sind am günstigten in Süden von San Jose und in Cartago, mit Durchschnittspreisen von 141.734 und 126.833 Dollar.
Was fehlt?
Es gibt wenige Wohnprojekte für die Mittelschicht, die um die 100.000 Dollar kosten und mehr als 75 Quadratmeter aufweisen. Die Wohnungsbaugesellschaften setzen auf ein Publikum mit hoher Kaufkraft und bieten Apartments mit Preisen zwischen 150.000 und 220.000 Dollar an, vor allem in Sabana, Rohrmoser, La Uruca, Escazú und Heredia.
Investieren für die Zukunft
Einige Investoren sehen hier gute Investitionsmöglichkeiten und kaufen diese Apartments, vermieten, um sie nach zwei bis drei Jahren mit Gewinn zu verkaufen. Sie folgen einem Trend: Viele junge Professionals zwischen 20 und 35 Jahren (Millennials) sind heute nicht bereit ihre Bedürfnisse aufzuschieben und zu sparen, um für 100.000 Dollar eine kleine Wohnung zu erwerben, in der noch nicht einmal genug Platz für ein Abendessen mit Familienangehörigen und Freunden ist.
Allerdings wird sich wohl ein Großteil der (unteren) Mittelschicht in Costa Rica zukünftig auf ein vertikales Wohnen umstellen müssen, da Bauland knapper wird und die Kosten für ein weitläufiges Haus mit Garten für diese Gruppe unerschwinglich sind.